REINVENTING | Care-Room
© SKD, Foto: Tom Dachs

Backstage

In diesem neuen Bereich des Museums haben Besucher*innen die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu blicken. Hier macht das Museum seine zentralen Arbeitsbereiche dauerhaft sichtbar. Eingerichtet wurde der Care Room, der Raum der Erinnerung und der Prep Room.

Care Room

Dieser Bereich widmet sich der materiellen Bewahrung von Objekten. Gäste können hier den Restaurator*innen und Mitarbeiter*innen des Depots bei der präventiven Konservierung von Objekten zusehen.

Care Room Bild

Durch Glasscheiben ist ein weißer Arbeitsraum zu sehen
© SKD, Foto: Tom Dachs
REINVENTING | Care Room

Projekte im Care Room

Film

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TRANKOPFER der Winti-Priesterin Marian Markelo
TRANKOPFER der Winti-Priesterin Marian Markelo

Raum der Erinnerung

Dieser Bereich betrifft die Zusammenarbeit mit Herkunftsgemeinschaften. Sie bekommen einen festen Platz in der Ausstellung, einen Raum für Dialog und Begegnung. Dazu gehört auch ein Repatriierungsraum, der den Vertreter*innen der Herkunftsgesellschaften vorbehalten ist.

Raum der Erinnerung Bild

© SKD, Foto: Tom Dachs
REINVENTING | Raum der Erinnerung

Künstlerische Projekte Raum der Erinnerung

Michelle Eistrup, Breathing Archives, 2021

Michelle Eistrup | Breathing Archives | 2021

© GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Foto: Tom Dachs
Michelle Eistrup (*1969) kombiniert in ihren Arbeiten verschiedene Ausdrucksformen wie Fotografie, Zeichnung, Video, Klangkunst und Performance und verarbeitet darin multitemporale und transnationale koloniale Verflechtungen.
© GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Foto: Tom Dachs
Die Künstlerin ist in Jamaika, Paris und New York aufgewachsen und lebt derzeit mit ihrer Familie in Dänemark. Die Arbeit Breathing Archives beleuchtet die gewaltsamen Auswirkungen musealer Sammlungspraktiken.
© GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Foto: Tom Dachs
Sie ist eine Erkundung menschlicher Gebeine und ihrer Geschichten in den Sammlungen der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen. Zugleich thematisiert sie die internationale Politik des Museums in der DDR, die für die gegenwärtigen musealen Debatten und Diskurse wichtige Impulse liefern kann.
© GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Foto: Tom Dachs
Die dazugehörige Soundcollage entstand in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Anders Juhl (*1967). Das Museum kaufte das Werk 2021 von der Künstlerin.

Michael Jalaru Torres, Bombs, Buttons, Pearls, 2019

Michael Jalaru Torres | Bombs, Buttons, Pearls | 2019

© GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Foto: Tom Dachs
Michael Jalaru Torress ist Fotograf und Designer aus Broome, Western Australia. Sein Werk „Bombs, Buttons, Pearls“ („Bomben, Knöpfe, Perlen“) ist Teil der Fotoserie „Collect“ („Sammeln“). In dieser Arbeit setzt sich Jalaru mit der dunklen Geschichte des Sammelns von verstorbenen Vorfahr*innen auseinander.
© GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Foto: Tom Dachs
Diese wurden Ende des 19. Jhd. in Australien zahlreich für deutsche Museen zusammengetragen. Der Künstler beleuchtet in seinen Bildern diese gewaltvolle Vergangenheit und verbindet sie mit der heutigen Rückführung. Im April 2019 gab das Museum menschliche Gebeine von Vorfahr*innen zurück, die Opfer der Perlenindustrie Westaustraliens wurden.
© GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Foto: Tom Dachs
Sie entstammten Communities, mit denen der Fotograf eng verbunden ist. Seine ausdrucksstarken Bilder erzählen vom Trauma Indigener Australier*innen, welche versklavt und über ihren Tod hinaus ausgebeutet wurden. Das Museum kaufte das Werk 2019 vom Künstler.

Prep Room

Zudem schafft das Museum Raum für exploratives Kuratieren. Hier können Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und andere Akteur*innen verschiedene Möglichkeiten des Umgangs mit Objekten diskutieren und museale Ordnungen kritisch reflektieren, um die Dinge in Bewegung zu bringen.

Prep Room Bild

© SKD, Foto: Tom Dachs
REINVENTING | Prep Room

Projekte im Prep Room

Anna Szöke und Franka Schneider

1 Residenz | März –Juni 2022 | Residentinnen: Anna Szöke, Ethnologisches Museum/Museum für Asiatische Kunst Berlin und Franka Schneider, Museum Europäischer Kulturen
 

Slider Anna Szöke

Anna Szoeke und Franka Schneider, Prep Room 2022
© SKD, Foto: Tom Dachs
(Re)Inventing GRASSI heißt auch, Gewohntes und Festgesetztes zu hinterfragen – und Problemstellungen gemeinsam zu diskutieren. Das Gemeinsame stellte das Prep Room Projekt von Anna Szöke, Ethnologisches Museum/Museum für Asiatische Kunst Berlin und Franka Schneider, Museum Europäischer Kulturen Berlin ins Zentrum ihres Projektes.
Anna Szoeke und Franka Schneider, Prep Room 2022
© SKD, Foto: Tom Dachs
Starpunkt der Gespräche war ein Workshop mit den Mitarbeitenden der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen zu den „Reflexiven Umgang mit problematischen Kategorien und Begriffen in Daphne und Online Collection“.
Anna Szoeke und Franka Schneider, Prep Room 2022
© SKD, Foto: Tom Dachs
Daran anknüpfenden luden die Residentinnen die Mitarbeiter*innen des Museums zu Gesprächsrunden ein, um das Thema ihres Projekts zu definieren. Die Kategorie „Objekt“ stellte sich dabei als ein zentrales Problem für ethnografische Museen heraus.
Anna Szoeke und Franka Schneider, Prep Room 2022
© SKD, Foto: Tom Dachs
Derzeit lagern über 200.000 Zeugnisse materieller Kultur, Subjekte und beseelte Materien im GRASSI Museum.
Anna Szoeke und Franka Schneider, Prep Room 2022
© SKD, Foto: Tom Dachs
Hier sind sie in einer eurozentrischen Weltsicht als “Objekte” klassifiziert und damit ihrer ursprünglichen Lebensrealitäten beraubt. Die Beschreibungen vieler Objekte zeugen vom kolonialen Blick des Museums.
Anna Szoeke und Franka Schneider, Prep Room 2022
© SKD, Foto: Tom Dachs
Das Projekte war viele Frage hierzu auf: Wie gehen wir damit im musealen Arbeitsalltag um? Wie ändert die kritische Auseinandersetzung mit historischen Benennungen heutige museale Ordnungssysteme? Wo finden andere Weltsichten ihren Platz?
Anna Szoeke und Franka Schneider, Prep Room 2022
© SKD, Foto: Tom Dachs
Gemeinsam, mit Mitarbeiter*innen des Museums und Besucher*innen wurden diese in vielen Diskussionsrund und Workshop besprochen. Dabei wurde der Prep Room ein schützender Raum, in dem viel geredet, übergelegt, reflektiert, Ideen verworfen, aber auch Neues und Freude kreiert wurde.
Anna Szoeke und Franka Schneider, Prep Room 2022
© SKD, Foto: Tom Dachs
Der Raum spiegelte das Prozesshafte, die stätige Veränderung der Diskussion wieder. An den Wänden wurde Raum für Rückmeldungen der Besucher*innen gelassen, die Vitrinen im Raum nahmen zwei Beispiele aus dem Diskussionsprozess auf.
Anna Szoeke und Franka Schneider, Prep Room 2022
© SKD, Foto: Tom Dachs
Es waren Momentaufnahme eines fortlaufenden Prozesses. Eines gemeinsamen Nachdenkens.

Annette Korolnik-Andersch

2nd Resident im Prep Room | April – Mai 2023 | „Von Tal zu Tal – Von Biografien und Dingen“    

Slider Annette Korolnik

Annette Korolnik-Andersch 2023
© SKD, Foto: Tom Dachs
Annette Korolnik-Andersch als 2nd Resident im Prep Room | April – Mai 2023 | „Von Tal zu Tal – Von Biografien und Dingen“
Annette Korolnik-Andersch 2023
© SKD, Foto: Tom Dachs
Aufgewachsen im Bergtal in Tessin in der Schweiz, wo Annette Korolnik-Andersch auch heute wieder lebt, machte Sie auf Ihren Reisen zahlreiche Begegnungen mit Menschen, ihren Biografien und Dingen, im Feijatal in Marokko. Vom Februar 2023 bis Januar 2024 war Sie als Künstlerin zu Gast im Prep Room und trat dort für zwei Monate in Austausch mit Besucherinnen und Besuchern zum Thema „Schutz“.
Annette Korolnik-Andersch 2023
© SKD, Foto: Tom Dachs
Korolnik-Andersch stiftete eine große Sammlung von Henna-Textilien, vorrangig hergestellt von Chleuh-Berbern aus Süd-Marokko, eine der drei Berber-Hauptgruppen (Imazighen), an das Völkerkunde Museum für Dresden. Einige dieser Tücher, die mit verschiedenste Schutzsymboliken verziert wurden, wurden im Prep Room gezeigt. Dieses Jahr münden die hier entstandenen Ideen und Konzepte in einer größeren Ausstellung im GRASSI Museum für Völkerkunde.
Annette Korolnik-Andersch 2023
© SKD, Foto: Tom Dachs
Annette Korolnik-Andersch: "Das wichtigste an den Henna-Geweben und den Bemalungen ist der Schutz, den diese Tücher den Frauen verleihen. So habe auch ich mich im Prep Room damit beschäftigt was mich als Künstlerin am Thema Schutz inspiriert. Ich persönlich assoziiere Schutz mit Unfreiheit. Ich brauche keinen Schutz und möchte nicht beschützt werden. Ich bin am liebsten schutzlos, dann fühle ich mich frei."
Annette Korolnik-Andersch 2023
© SKD, Foto: Tom Dachs
"Im Museum wird alles zu sehr geschützt. Ich würde die Henna-Tücher am liebsten an die Wand nageln. Ich lebe mit diesen Tüchern. Sie müssen berührbar sein. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass das Publikum die ausgestellten Textilien trotzdem sehr respektvoll behandelt. Ich habe im Prep Room in Gegenwart des Publikums künstlerische Umsetzungen über rote Marien-Kleider geschaffen — auch diese Kleider bieten Schutz. Das Konzept des kuratorischen Experimentierens und der Austausch mit den Gästen im Prep Room war wunderbar."
Annette Korolnik-Andersch 2023
© SKD, Foto: Tom Dachs
"Menschen laufen da rein und da raus — du bist nie ungestört. Ich habe kein Problem auf Menschen zuzugehen. Zusätzlich habe ich Hefte ausgelegt, in die Besucherinnen und Besucher ihre Assoziationen und Gedanken zum Thema Schutz schreiben, malen, ausdrücken konnten. Es war eine Aufforderung mitzudenken, sich zu outen. Diese wurde zuerst vor allem von Kindern wahrgenommen und erst zweitrangig von den Eltern oder den Erwachsenen. Die Kinder waren die „icebreaker“. Fünf Hefte wurden gefüllt, die ich noch mit Collagen gestaltet bzw. illustriert habe."
Annette Korolnik-Andersch 2023
© SKD, Foto: Tom Dachs
"Das Geheimnis der Hefte war, das sie aussahen wie Hefte aus der Schule, was bei vielen unbewusst Erinnerungen auslöst. Ich denke im Prep Room muss jemand sitzen, der nicht wegguckt, wenn jemand reinkommt, sondern eine - sagen wir - offene Aura hat. Sonst fragen sich die Besucherinnen und Besucher dürfen wir hier rein oder stören wir? Ihr, als dritte Residents des Prep Rooms, solltet alles was Ihr in Eurer Forschung entdeckt und erfahren habt, in den Prep Room tragen und visualisieren, zum Beispiel das was Ihr im Depot gesehen haben."

Forschungskollektiv LinKnow

Das Forschungskollektiv “LinKnow”, bestehend aus Marlena Barnstorf-Brandes, Michael Gyimah, Jan König, Ricarda Rivoir und Alhaji Sulemana Alhassan Iddi, als 3rd Residents im Prep Room I ab Juni 2024 I Ausstellung und Forschung zum Kulturerbe Dagbons an deutschen Museen

slider LinKnow

Kulturerbe Dagbons 2024
© SKD, Foto: Marlena Brandes
Das Forschungskollektiv “LinKnow”, bestehend aus Marlena Barnstorf-Brandes, Michael Gyimah, Jan König, Ricarda Rivoir und Alhaji Sulemana Alhassan Iddi, als 3rd Residents im Prep Room I ab Juni 2024 I Ausstellung und Forschung zum Kulturerbe Dagbons an deutschen Museen
Kulturerbe Dagbons 2024
© SKD, Foto: Marlena Brandes
Am Museum wurde die Herkunft der Gegenstände aus Dagbon und ihre Wege ans Museum erstmals im vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekt “Provenienz von kolonialzeitlichen Sammlungen aus Togo” (2021-2023) erforscht. Aus diesem Projekt entwickelte sich das Forschungskollektiv “LinKnow”, das nun im Prep Room Einblicke in die Herkunftsforschung und mögliche Zukünfte des Kulturerbes aus Dagbon gibt.
Kulturerbe Dagbons 2024
© SKD, Foto: Marlena Brandes
Das Kollektiv widmet sich der Forschung zur Translokation von Kulturgütern aus dem Königreich Dagbon im Nordosten Ghanas und dem Austausch über die Zukunft von betroffenen Museumsbeständen. Im Depot des GRASSI Museums befinden sich über 80 Gegenstände aus Dagbon, Alltagsgegenstände sowie militärische Ausrüstung - viele mit besonderer religiöser, politischer oder persönlicher Bedeutung.
Kulturerbe Dagbons 2024
© SKD, Foto: Marlena Brandes
Die Gegenstände wurden während der deutschen Kolonialzeit in der Region geplündert und stellen nur einen Bruchteil des Kulturguts dar, welches während der deutschen Landnahme in Westafrika um 1900 von kolonialen Akteur*innen angeeignet und an verschiedene Museen verkauft oder geschenkt wurde. Während einer Forschungsreise nach Dagbon in 2022 erfuhr das Forschungskollektiv, dass die von Deutschen ausgeübte Gewalt und die Plünderungen zum Allgemeinwissen in Dagbon gehören und die entsprechenden Gegenstände von den Dagomba schmerzlich vermisst werden.
Kulturerbe Dagbons 2024
© SKD, Foto: Tom Dachs
Bereits seit Oktober 2022 wird das Projekt “Provenienz von kolonialzeitlichen Sammlungen aus Togo” im angrenzenden Ausstellungsbereich zum Prep Room vorgestellt. Ricarda Rivoir und Marlena Barnstorf-Brandes, Provenienzforscherinnen des Projekts, haben diesen Bereich mit Unterstützung von Dr. Friedrich von Bose kuratiert.
Kulturerbe Dagbons 2024
© SKD, Foto: Tom Dachs
Die Ausstellung zum Projekt zu den kolonialzeitlichen Sammlungen aus Togo “Forschung ausstellen - Ausstellen als Forschen: Das Projekt im ‘Prep Room’” zeigt Fragestellungen, Forschungsprozesse und Zwischenergebnisse der Arbeit des Teams. Dabei begreifen die Kuratorinnen die Ausstellung selbst als einen Teil der Forschung und fragen, wie sich beide Teile der Museumsarbeit gegenseitig bereichern können.
Kulturerbe Dagbons 2024
© SKD, Foto: Tom Dachs
Die Präsentation gibt den Besuchenden Einblicke in die deutsche Kolonialgeschichte in Togo (1884-1914). Die Kolonie umfasste das Gebiet des heutigen Togos sowie Teile Ghanas. 700 Objekte und Fotografien aus acht Konvoluten, die zwischen 1899 und 1939 als Ankäufe oder Schenkungen in die ethnologischen Museen in Dresden und Leipzig gelangten, standen im Mittelpunkt des Projekts. Ihre Aneignung steht im Zusammenhang mit den Aktivitäten deutscher Polizeitruppenangehöriger, Wissenschaftler, Händler und Kolonialbeamter.

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