Der Sammler Heinrich Botho Scheube

Der Sammler Heinrich Botho Scheube

Der Sammler Heinrich Botho Scheube

Motivationen für das Sammeln sind unterschiedlich. Das Interesse des Mediziners Heinrich Botho Scheube (1853-1923) für die Kultur Japans ging auf seinen Aufenthalt in Kyoto zurück. 1877 hatte die japanische Regierung den zuvor an der Universität Leipzig tätigen Assistenzarzt für eine Lehrtätigkeit an der Medizinschule in Kyoto angeworben. 1882 kehrte er nach Deutschland zurück und übergab seine Sammlung 1891 dem Museum für Völkerkunde in Leipzig, 1909 erfolgte der Ankauf. Auf seinen Reisen durch Japan sowie auf den zahlreichen Industrie- und Agrarausstellungen erwarb Scheube neben Waffen sowie Kunsthandwerk aus Lack und Keramik vor allem Dinge des täglichen Lebens.

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Darunter waren sowohl Gegenstände der Edo-Zeit (1603–1868) als auch zeitgenössische, die im Zuge der am „Westen“ orientierten Modernisierung des Landes in den Alltag Einzug hielten. Seine Sammlung erweiterte Scheube durch Gegenstände der Ainu, einer sprachlichen und kulturellen Minderheit auf der im Norden Japans gelegenen Insel Hokkaido. Einige davon sind in der Dauerausstellung zu entdecken.

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© Staatliche Kunstsammlungen Dresden
360°-Ansicht des Ausstellungsbereiches zum Sammler Heinrich Botho Scheube

Detailansicht der Objekte

Detailansicht der Objekte

Schwarzes Gold – Lackwaren

Seit den ersten europäischen Kontakten mit Japan im 16. Jahrhundert waren mit glänzendem schwarzem Lack (urushi) überzogene Gegenstände besonders beim europäischen Adel beliebt. Mit der Öffnung Japans 1854 gelangten Lackgeräte des japanischen Alltags sowie solche für Festtage mit ihren Lackmalereien und Einlagetechniken auch in bürgerliche Sammlungen Europas. Gleichzeitig führte in Japan die Modernisierung in der Meiji-Zeit (1686–1912) zu neuen Formen sowie Methoden in der Lackverarbeitung.

Detail 1

Visitenkartenetui (meshi-ire) oder Schminkbehälter mit Darstellung einer Mondlandschaft mit Tor, Kiefern, Pflaumen und Fluss, 1868–1882, Holz, Schwarzlack, Gold- und Metallstreudekor (hiramaki-e), innen und Unterseite: Lack mit Goldpartikeln (nashiji), Inv.-Nr. OAs 04742 a,
Konfektdose
(kashibako) in Form eines Hahns auf einer Trommel, 19. Jahrhundert, Schwarzlack, Gold- und Silberstreudekor (hiramaki-e), Rotlackdekor, innen: Lack mit Goldpartikeln (nashiji), Inv.-Nr. OAs 04753 a–c
Brillen- (megane) oder Zigarettenetui (makitabako-ire) im Wakasa-Stil
, 1868–1882, Holz, polychromer Lack, Perlmutteinlagen (raden), Inv.-Nr. OAs 04756 a, b
Brillen- (megane) oder Zigarettenetui (makitabako-ire) im Wakasa-Stil
, 1868–1882, Holz, polychromer Lack, Goldlack, Inv.-Nr. OAs 04757 a, b Brillen- (megane) oder Zigarettenetui (makitabako-ire), 1868–1882, Holz, Schwarzlack, Eierschalen, Inv.-Nr. OAs 04758 a, b

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Zeitvertreib und Mußestunden

Besondere Anziehung übte die Welt der Vergnügungen auf Europäer*innen aus. So finden sich sowohl Gegenstände der Oberschicht wie ein Duftspiel als auch Dinge des gewöhnlichen Zeitvertreibs in den Museumssammlungen: Sake-Schälchen, Schreibkästen, Spielkarten oder Rauchgeräte. Bei Letzteren ist der gesellschaftliche Wandel der Meiji-Zeit (1868–1912) besonders anschaulich darstellbar: Statt zur Pfeife, wurde nun zur Zigarette gegriffen.

Detail 3

Kästchen mit Spielsteinen, Teil eines Weihrauchspiels (jusshukō), wohl 19. Jahrhundert, Holz, Goldlack und Goldstreudekor (maki-e), Inv.-Nr. OAs 04745 und OAs 04750; Spielkarten (karuta), wohl 2. Hälfte 19. Jahrhundert, Papier, Holzschnitt, Inv.-Nr. OAs 05051

Detail 4

Zigarettenetui (makitabako-ire) mit vier Zigaretten (kamimaki-tabako), wohl um 1880, Bambus, Textil, Papier, Tabak, Inv.-Nr. OAs 05020
Tabakpfeife (kiseru)
mit Darstellungen von Pflanzen, Tabaksbeutel (tabakoire), Pfeifenfutteral (kiseruzutsu) mit Darstellung von Bambus, wohl 19. Jahrhundert, Pfeife: Bambusrohr, Metall; Beutel: Leder, Metall; Futteral: Bein, Elfenbeineinlage, Inv.-Nr. OAs 05015 a–c

Detail 5

Schreibkasten (suzuribako) mit Tuschereibstein (suzuri) und Wassertropfer (suiteki) mit Darstellung von Felsen und Wasser, 18./19. Jahrhundert, Kasten: Holz, Schwarzlack, erhabenes und flaches Gold- und Silberstreudekor (takamaki-e und hiramaki-e), innen: Lack mit Goldpartikeln (nashiji); Reibstein: Stein; Wassertropfer: Bronze, Inv.-Nr. OAs 04734 a–e
Transportables Schreibset (yatate)
, vor 1882, Elfenbein, Inv.-Nr. OAs 04725; Räuchergefäß (kōro), vor 1882, Bronze, Inv.-Nr. OAs 04628

Detail 6

Rauchservice (tabako-bon) mit geometrischen Mustern und Regenpfeifern über Wellen, 1868–1882, Holz, Metall, Schwarzlack, Goldlack und Goldstreudekor (maki-e), Inv.-Nr. OAs 04735 a–c

Detail 7

Go-Tisch mit Spielsteindosen und Spielsteinen, wohl 19. Jahrhundert, Holz, Metall, Schwarzlack, Goldlack und Goldstreudekor (maki-e),Stein, Inv.-Nr. 04746

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Wandel in den kleinen Dingen

Mit den neuen europäischen Techniken hielt in Japan auch westeuropäische Mode Einzug. Kleidung wurde bislang gebunden und kam ohne Knöpfe und Taschen aus. Kleine Gürtelgewichte (netsuke) verhinderten das Durchrutschen der Beutel und anderer in den Gürtel gesteckter Dinge. In der Meiji-Zeit (1868–1912) wurden für die jetzt getragenen Kleidungsstücke Knöpfe und Manschettenknöpfe benötigt. Vor allem letztere boten ein neues Arbeitsfeld für spezialisierte Handwerker, deren Kundenkreis durch die gesellschaftlichen Umbrüche drastisch zurückgegangen war.

Detail 8

[18] Netsuke in Form einer Kröte auf einer Walnuss, 1600–1882, Holz, Elfenbein, Inv.-Nr. OAs 04711
[19] Netsuke in Form eines Wasserfabelwesens (kappa) auf einer Muschel, 1600–1882, Holz, Elfenbein, Inv.-Nr. OAs 04704
[20] Netsuke in Form eines Pfirsichs, 1600–1882, Holz, Inv.-Nr. OAs 04710
[21] Netsuke in Form einer alten Frau mit Korb, 1600–1882, Holz, Inv.-Nr. OAs 04705[22] Netsuke in Form von Schildkröten auf Felsen und Netz, 1600–1882, Holz, Inv.-Nr. OAs 04715
[23] Netsuke in Form eines alten Mannes am Brunnen mit einem Dämon (oni) darin, 1600–1882, Holz, Inv.-Nr. OAs 04721
[24] Netsuke in Form eines Mannes in einer Kiste, 1600–1882, Holz, Inv.-Nr. OAs 04713
[25] Netsuke in Form eines Affen auf einem Pfirsich, 1600–1882, Holz, Inv.-Nr. OAs 04709
[26] Netsuke in Form des Fabelwesens Tanuki, 18. Jahrhundert, Buchsbaumholz, Inv.-Nr. OAs 04708

Detail 9

[27] Netsuke in Form von Fischen, 19. Jahrhundert, Elfenbein, Inv.-Nr. OAs 04694
[28] Kleinplastik (okimono) in Form eines menschlichen Schädels ohne Unterkiefer mit Schlange und Frosch, 1600–1882, Elfenbein, Inv.-Nr. OAs 04702
[29] Netsuke in Form eines Affen auf einem Pfirsich liegend, 1600–1882, Elfenbein, Inv.-Nr. OAs 04701
[30] Netsuke in Form eines Oktopusses mit Kind, 1600–1882, Elfenbein, Inv.-Nr. OAs 04688
[32] Netsuke in Form von Schildkröten, 1600–1882, Elfenbein, Inv.-Nr. OAs 04723
[33] Netsuke in Form einer glücksbringenden, buddhistischen Daruma-Figur als Schneemann und chinesischen Kindes (karako), Mitte 19. Jahrhundert, Elfenbein, Inv.-Nr. OAs 04692
[34] Netsuke in Form zweier Dämonen (oni) mit Trommel (taiko), 19. Jahrhundert, Elfenbein, Inv.-Nr. OAs 04695
[35] Netsuke in Form eines Dämons im Gewand eines Pilgermönches (oni no nembutsu), 1600–1882, Holz, Elfenbein, Inv.-Nr. OAs 04693
[36] Netsuke in Form einer Fliege auf einem Oktopusarm, 1600–1882, Elfenbein, Inv.-Nr. OAs 04703
[37] Netsuke in Form einer sitzenden Japanerin, 1600–1882, Elfenbein, Inv.-Nr. OAs 04687
[38] Kleinplastik (okimono) in Form eines menschlichen Schädels, 19. Jahrhundert, Elfenbein, Inv.-Nr. OAs 04681

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© Foto: Staatliche Kunstsammlungen Dresden
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