Gesichter auf Glas - Frühe Südsee-Fotografien aus dem Museum Godeffroy

Vor über 150 Jahren entstanden in der Inselwelt Ozeaniens Portraits von Frauen und Männern, die sich bereits seit 1885 im GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig befinden. Die Fotografien sind Unikate – es handelt sich um Ambrotypien, eine fotografische Technik, die in den 1850 und 1860iger Jahren populär war. Dabei wird ein kontrastarmes und unterentwickeltes Negativbild auf Glas mit einem dunklen Hintergrund versehen und wirkt dadurch wie ein Positivbild.
Der von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden herausgegebene Band widmet sich diesem Bestand von 45 Ambrotypien - nicht nur aus kunstgeschichtlicher und kunsttechnologischer Sicht, sondern auch mit einem sehr interessanten Einblick in die Restaurierung dieser Fotografien. Für die Ausstellung „Gesichter auf Glas“, bei der die Fotografien 2016/2017 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden, konnten sie restauriert und neu bewertet werden.
 

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Die Ergebnisse dieser Untersuchungen liegen nun in diesem Band, dem ersten einer Reihe in der restauratorische Projekte aus den Ethnografischen Sammlungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden vorgestellt werden sollen, vor.
Schon der Titel der Reihe – Spurenlese – weist auf die Herausforderungen hin, mit denen es Restauratoren im Allgemeinen in ethnografischen Sammlungen zu tun haben. Die Autorinnen und Autoren verstehen es, diese Herausforderungen am Beispiel des Bestandes der Ambrotypien eingehend zu schildern.

Einer Beschreibung zum Aufbau der in Etuis montierten Ambrotypien folgen detaillierte Angaben zu Schadensbildern und Zustand der Objekte. Die durchgeführten Maßnahmen werden ebenso genau beschrieben wie die bei der Restaurierung zum Einsatz gekommenen Materialien und Techniken. Ausführlich wird auch auf die Technologie und Herstellungsweise dieser Fotografien eingegangen.
Die intensive Auseinandersetzung mit den Objekten ließ Spuren zu Tage treten, die neue Hinweise auf die Herkunft und Autorenschaft der Fotografien brachten. Beiträge zur kunstgeschichtlichen Einordnung, zum Fotografen Andrew Garrett und ein Katalog mit allen 45 Ambrotypien runden die Publikation ab. Die qualitätsvollen Abbildungen werden von einer sehr detaillierten Bildbeschreibung ergänzt.
Die Publikation ist ein schöner Beleg für die Zusammenarbeit von Kunstgeschichte und Naturwissenschaft und ein gelungener Start dieser Reihe.

Ulrike Müller

Diplom-Restauratorin


Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Museen für Völkerkunde Leipzig, Dresden, Herrnhut (Hrsg.)

Spurenlese - Band 1: Gesichter auf Glas. Frühe Südsee-Fotografien aus dem Museum Godeffroy

Dresden, 2018

Mit Texten von Nanette Jacomijn Snoep, Angelica Hoffmeister-zur Nedden, Carsten Wintermann und Agnes Matthias

ISBN 978-3-00-059745-9

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