Kooperation mit Expert*innen und Aktivist*innen aus Tansania: Ahnen und Objekte der Kilimandscharo Region

Der Sammlungsbestand aus Tansania an den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen (SES) umfasst neben einigen zeitgenössischen Stücken wie modernen Tingatinga Malereien und Makonde Skulpturen aus der zweiten Hälfte des 20. Jh., größtenteils Objekte, die während der Kolonialzeit in die ethnologischen Museen (Leipzig, Dresden, Herrnhut) verbracht wurden. Diese Objekte wurden, teilweise auf Bestellung der Museen, vor allem von Personen angeeignet, die im ehemaligen Deutsch-Ostafrika in unterschiedlichen Funktionen im Kolonialdienst, beispielsweise bei den deutschen Schutztruppen, arbeiteten. Neben den Objekten befinden sich in der Anthropologischen Sammlung der SES sieben human remains aus Tansania. Diese Ahnen werden den Gemeinschaften der Wachagga und Dorobbo aus der Region um den Kilimandscharo, sowie den Gemeinschaften der Wagogo und Galla zugeordnet. Die beiden letzteren umfassen drei Ahnen, die über das Ethnologische Museum Rostock in das Dresdner Völkerkundemuseum gekommen sind. 

Bild

© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Lennart Kühl
Delegationsbesuch aus Tansania, November 2023

2019 wurden

2019 wurden erste Gespräche mit Mnyaka Sururu Mboro geführt. Anschließend erstellten Isabelle Reimann, Ulrike Kirsch und Mnyaka Sururu Mboro Berichte zur Provenienz der Verstorbenen aus Tansania. Die Kooperation umfasste zudem das Ausstellungsprojekt „Marejesho asili mila utamaduni wetu“ von Old Moshi Cultural Tourism, Flinn Works und Berlin Postkolonial e.V.. Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Aufarbeitung der deutschen Kolonialherrschaft in der Region und der gewaltsamen Entwendung von Objekten und Ahnen. Im Jahr 2020 folgte eine offizielle Anfrage durch das Moshi District Council nach dem Verbleib menschlicher Überreste und Objekte in den SES und deren potenzieller Rückführung. 

Bild 2

© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Lennart Kühl
Objektsichtung im Care Room, November 2023

Zudem gab

Zudem gab es bereits mehrere Delegationsbesuche aus Tansania im GRASSI, so beispielsweise zuletzt im November 2023. Von besonderem Interesse sind hier neben der Rückführung der Ahnen, Objekte, die einen direkten Bezug zum tansanischen Widerstandskampf gegen die koloniale Gewaltherrschaft im einstigen Deutsch-Ostafrika haben. Die Delegationsbesuche wurden durch das zivilgesellschaftliche Engagement von Leipzig Postkolonial und Berlin Postkolonial e.V. ermöglicht. Insbesondere der persönliche Einsatz von Mnyaka Sururu Mboro und Isabelle Reimann in der Organisation und Begleitung der Besuche war entscheidend für die Zusammenarbeit. Das Museum ist dankbar für die Partnerschaft und die gemeinsamen Bemühungen zivilgesellschaftlicher Akteure und der Gemeinschaften in Tansania.    

Informationen zu der Sammlung, der Anfrage und der deutschen Kolonialherrschaft in Tansania, mit Fokus auf den Leipziger Geografen und Forschungsreisenden Hans Meyer finden Sie in unserer Ausstellung.  Die Ausstellungsprojekte wurden in Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen Rehema Chachage und Valerie Amani, sowie dem Künstlerkollektiv PARA umgesetzt. 

Zur Projekt-Website der Kulturstiftung des Bundes

Zum Beitrag auf Deutschlandfunk Kultur

Zum Seitenanfang