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Die Körperbemalungen von "La Belle Irène" enthielten aus der Natur entlehnte und spirituelle Motive. Der Lokalpresse waren die Auftritte der Tätowierten allerdings erst eine Schlagzeile wert, als sie über ein vermeintliches Auftrittsverbot einer "vollständig tätowierten Dame" berichtete. Ein solches Verbot ereilte die Schaustellerin allerdings nicht; es wurde erst 1932 eingeführt.
Ebenfalls im Leipziger Zoo ereignete sich die kurze und zugleich bleibende Begegnung des Schriftstellers Joachim Ringelnatz mit dem Thema "Tätowierung". Noch als Schüler ließ sich Ringelnatz dort Anfang des 20. Jahrhunderts von einer Samoanerin, die in einer der kolonialistischen Völkerschauen im Leipziger Zoo gastierte, ein "H" auf den Unterarm stechen. Der junge Ringelnatz wurde infolge seiner Tätowierung der Schule verwiesen.
Ein knappes Jahrhundert später lichtete der Leipziger Fotograf Erasmus Schröter in einer Fotoserie ehemalige Gefängnisinsassen ab, die sich um 1980 hatten tätowieren lassen. Schröter suchte seine Modelle in Anzeigen gezielt aus und traf sie zu Hause oder bei Veranstaltungen in der Stadt.