(un)motiviert - Muster

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Tätowierungsmuster sind Zeichen: der Selbstdarstellung, Zugehörigkeit und Identität. Wie genau der Körper gestaltet wird, hängt vom jeweiligen kulturellen und sozialen Kontext ab. Der menschliche Körper wird zum Beispiel als Mittel zum Ausdruck von Verwandtschaftsbeziehungen genutzt. Auch werden durch die Markierung der Haut persönliche Interessen wie Musikgeschmack und politische Einstellungen oder aber die erste große Liebe gezeigt. Hautmuster finden sich auch auf materiellen Erzeugnissen wieder, die häufig die Weltanschauung einer Gemeinschaft oder Zugehörigkeit zu einer Gruppe widerspiegeln. Schon Tilesius von Tilenau (1769–1857) fand heraus, dass die auf Gefäßen, Geräten und Werkzeugen eingravierten Muster den Zeichen entsprachen, die auf den Körper gebracht wurden, wie die Muster auf den Schalen der Marquesas-Inseln oder die Skarifizierungsmuster auf den Gefäßen der Kuba im Kongogebiet.

Muster und Motive reflektieren auch komplexe Austausch- und Aneignungsprozesse. Die hier zu sehende Tapa, ein Rindenbasttextil aus Tonga, ist ein Beispiel des jahrhundertelangen Austausches im Pazifikraum.

© Christian Warlich, Nachlass Warlich-Museum für Hamburgische Geschichte

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Tapa erfährt praktische Anwendung als Kleidung und spielt eine wichtige Rolle bei zeremoniellen Transaktionen und Ritualen. Die darauf befindlichen Dekore, wie das Windmühlensymbol und das Schachbrettmuster, lassen sich im gesamten Pazifikraum finden, wie die vom Zeichner Jaques Arago gefertigten Darstellungen eines hawaiianischen Kriegers aus dem Jahre 1925 belegen. In einer vernetzten Welt reisen die Motive über weite Strecken und werden im Internet, in TV-Shows und Zeitschriften verbreitet. Sie dienen weltweit als Inspiration, werden mit neuen Bedeutungen aufgeladen und den jeweiligen Geschmäckern angepasst oder dienen als Rückbesinnung auf ein wahrgenommenes kulturelles Erbe.

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