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Der kleine, kahlköpfige Wandermönch mit dem Rasselstab galt schon immer als Helfer und Seelentröster, und in der kalten japanischen Leistungsgesellschaft von heute dient der Jizô umso mehr als Projektionsfigur für Barmherzigkeit und Geborgenheit. Ob als Tempelstatue am Wegesrand oder als Spardose, ob als Plüschheiliger, als Werbecomic oder gar als Phallussymbol, - der Jizô ist überall. Mehr als unser Schokoladennikolaus und mehr als alle christlichen Fürbittheiligen vereinigt er Hoffnungen und Wünsche der Kinder und Erwachsenen. Märchen beschäftigen sich genauso mit ihm wie alte und moderne Kunstwerke. Seine Kommerzialisierung treibt seltsame Blüten. Nicht nur Werbebotschaften nutzen sein "humanes" Image, ein eigener Zweig der Nippesindustrie scheint nichts anderes als Jizôs zu produzieren. Der Jizô wird u. a. verehrt als der Seelenbegleiter zwischen den sechs Weltebenen, als Beschützer der Reisenden und ganz besonders als Schutzgottheit für die Kinder, sei es im Diesseits, sei es im Jenseits.