Kartoffel-Jizo, Keramik, Foto: Clemens Schlüter,  2004 © GRASSI Museum  für Völkerkunde zu Leipzig

Jizô Bosatsu - Kunst, Kult und Kommerz in Japan

Der Bodhisattva Jizô ist eine der populärsten Gestalten des buddhistischen Pantheon in Japan. Keine andere Figur ist in der japanischen Volksseele so verwurzelt.

  • Laufzeit 02.04.2004—08.08.2004

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Der kleine, kahlköpfige Wandermönch mit dem Rasselstab galt schon immer als Helfer und Seelentröster, und in der kalten japanischen Leistungsgesellschaft von heute dient der Jizô umso mehr als Projektionsfigur für Barmherzigkeit und Geborgenheit. Ob als Tempelstatue am Wegesrand oder als Spardose, ob als Plüschheiliger, als Werbecomic oder gar als Phallussymbol, - der Jizô ist überall. Mehr als unser Schokoladennikolaus und mehr als alle christlichen Fürbittheiligen vereinigt er Hoffnungen und Wünsche der Kinder und Erwachsenen. Märchen beschäftigen sich genauso mit ihm wie alte und moderne Kunstwerke. Seine Kommerzialisierung treibt seltsame Blüten. Nicht nur Werbebotschaften nutzen sein "humanes" Image, ein eigener Zweig der Nippesindustrie scheint nichts anderes als Jizôs zu produzieren. Der Jizô wird u. a. verehrt als der Seelenbegleiter zwischen den sechs Weltebenen, als Beschützer der Reisenden und ganz besonders als Schutzgottheit für die Kinder, sei es im Diesseits, sei es im Jenseits.

Gefaßte Holzplastik aus dem Gekoku-Tempel in Suketo, 1665, Foto: Clemens Schlüter, 2004 © GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig

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Doch sein Aktionsradius weitet und wandelt sich mit den Veränderungen des modernen Lebens. Comics und Nippesfiguren sind nie verlogener Kitsch, sondern im Kern ehrlich und können für den Einzelnen das Gleiche bedeuten wie die traditionellen künstlerischen und kunsthandwerklichen Darstellungen. Die Besucher der Ausstellung unternehmen mit dem Jizô eine Wanderung durch die japanische Seele von heute und erleben die Formen und Wirkungen der helfenden Gestalt des Bodhisattva.

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