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Durch alle thematischen Ausweitungen und zeitgeschichtlichen Zäsuren hindurch bleibt dabei ein waches Gespür für signifikante Momente wirksam, das Gesichtern, Interieurs und Außenräumen ein hohes Maß an bildprägnanter Kenntlichkeit abgewinnt und letztlich die erfahrene Flüchtigkeit der Realität zu präzisen Erinnerungen verdichtet. Einem größeren Publikum ist Karin Wieckhorst bereits durch die umfangreiche Serie der "Begegnungen in Ateliers" bekannt geworden, die nonkonforme Impulsgeber der DDR-Kunstszene im produktiven Zusammenhang ihrer Arbeitsräume und ihrer Werkausprägung vorstellen und neben ihrer zeitlosen Authentizität enorm viel zum bewahrenden Bildgedächtnis jener spannungsreichen Jahre beigetragen haben. Ebenso dokumentieren frühere Vorhaben wie "körperbehindert" (1980 - 1985), die vergleichende Ortsbefragung "OSTBERLIN 1983 - 1986", "Berliner Wiederholung" (1998) sowie etwa der Zyklus "FREMDE. Asyl in Sachsen" (1992 - 1993) ein anhaltendes und ausgeprägtes Interesse der Künstlerin an sozialen Fragestellungen ihres unmittelbaren Lebensfeldes.