Blick in die Ausstellung, Foto: Thomas Dachs

MINKISI - Skulpturen vom unteren Kongo

Die Sammlung afrikanischer figürlicher Schnitzereien, sogenannter minkisi oder Kraftfiguren, bildet das Herzstück der Ausstellung über das historische afrikanische Reich Loango. Das Leipziger Völkerkundemuseum besitzt mit 118 Objekten eine der weltweit umfangreichsten Sammlungen dieser wertvollen Figuren, die nun zu einem großen Teil zum ersten Mal ausgestellt werden. Die Präsentation von einer solchen Fülle an Kraftfiguren ist einmalig.

  • Laufzeit 07.12.2012—02.06.2013

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Die Kraftfiguren spielten im Reich Loango, welches vom Ende des 14. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts existierte, eine bedeutende Rolle. Sie wurden in allen gesellschaftlichen Schichten des Reiches, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Leben, zur Erreichung unterschiedlicher Ziele eingesetzt. Die Figuren sind teilweise über und über mit Nägeln und verschieden geformten Eisenstücken bedeckt. Viele weitere Anhängsel sind bei genauerem Betrachten an ihnen zu entdecken.

Blick in die Ausstellung, Foto: Thomas Dachs

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Der wichtigste Bestandteil aber ist der magische Behälter oder Aufsatz. Er befindet sich oft am Bauch, am Rücken oder am Kopf der Figur und zeigt, dass es sich um eine Kraftfigur handelt. In diesem Behälter befand sich nach dem Glauben der Menschen die Kraft der Figur, die durch die Zugabe verschiedener Substanzen und unter Ausführung bestimmter Rituale entstand. Auch heute noch scheint diese Kraft beim Betrachten der Figuren spürbar.

Blick in die Ausstellung, Foto: Thomas Dachs

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Diese Empfindungen sind nicht greifbar, es ist vielmehr ein Staunen über das Erscheinungsbild der Figuren selbst. Die Ausstellung stellt durch eine Einführung in die Geschichte des Reichs Loango die Figuren in ihrem kulturellen und historischen Zusammenhang dar. Das Reich Loango lag in der heutigen Republik Kongo (Brazzaville) und der Enklave Cabinda, nördlich der Mündung des Flusses Kongo in den atlantischen Ozean. Die Macht der gesellschaftlichen Institutionen und Funktionen war religiös begründet. Die Würdenträger der sehr differenzierten und hierarchischen Gesellschaft bildeten eine Eliteschicht. Politische und religiöse Herrschaftselemente fanden ihren Ausdruck in einer ausgeprägten Symbolik und in vielfältigen Ritualen. Diese bezogen sich auf die Nachfolge gesellschaftlicher Positionen, die Verehrung der Vorfahren und auf Magie zum Schutze der Gesellschaft.

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Die Küstenlage von Loango förderte über Jahrhunderte besonders vielfältige wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen zwischen der afrikanischen Bevölkerung und Europäern, vorwiegend Portugiesen, Niederländern, Franzosen und Deutschen. Hinweise auf diese Beziehungen lassen sich auch an den Kraftfiguren erkennen. Beispiele sind das aus Europa eingeführte Spiegelglas der magischen Behälter oder der blau gefärbte Baumwollstoff.

Ein Teil der Ausstellung informiert die Besucher über den bedeutendsten Sammler von Leipziger Ethnographica aus Loango, Robert Visser. Er war Förderer des Museums und lebte von 1882 bis 1904 in Loango, von wo er die Kraftfiguren nach Deutschland schickte.

Blick in die Ausstellung, Foto: Thomas Dachs

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Auch die Forschungsexpedition an die Küste Loangos in den Jahren 1873 bis 1876 wird vorgestellt. Diese wurde von Adolf Bastian ausgesandt, dem Gründungsvater der deutschen Ethnologie. Einer der Expeditionsteilnehmer, Eduard Pechuël-Loesche, der in der Nähe von Merseburg geboren wurde, schrieb das bedeutende historische Werk Volkskunde von Loango. Historische Karten, die aus den Forschungen der Expedition hervorgegangen sind, illustrieren diesen Teil. Daneben zeigen historische Fotografien des Sammlers Robert Visser und des Expeditionsteilnehmers Julis Falkenstein, wie das Leben vor Ort aussah, und spiegeln die Perspektive ihrer Zeit auf diesen Teil des afrikanischen Kontinents.

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