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Sein heute in Dresden gelagerter fotografischer Nachlass umfasst sowohl Aufnahmen, die dem Bereich der Ethnologie als auch solche, die dem Bereich der physischen Anthropologie zuzuordnen sind. Einen Schwerpunkt seiner Arbeit bildete die Forschung zu den Adivasi, der indigenen Bevölkerung Indiens.
Das Archiv
Eine Perspektive der Ausstellung ist auf das Archiv gerichtet: Sie widmet sich der Problematik, ob und wie Bilder des „Anderen“, die im Rahmen anthropologischer Sammeltätigkeiten entstanden sind, gezeigt werden können. Den konkreten Gegenstand der Auseinandersetzung bildet das Konvolut von rund 15.000 Fotografien, mit denen Egon von Eickstedt von der „Deutschen Indien Expedition“ (1926–1929) zurückkehrte. Diese Sammlung umfasste, Eickstedts Angaben zufolge, „anthropologische Messungen von 3771 Individuen, eine fotografische Ausbeute von insgesamt 11695 Aufnahmen (7441 Typenaufnahmen und 4254 ethnologische Aufnahmen) sowie Tagebücher, Stammbäume, Einzelbeobachtungen, Blutuntersuchungen, osteologisches Material und Primatenmaterial“. Das heute als problematisch zu betrachtende Anliegen der physischen Anthropologie Eickstedts war es, durch die Gesamtheit der wissenschaftlich gesicherten Daten den „Typus“ einer „Rasse“ zu definieren und durch Forschung so ein klar bestimmbares Bild von „Rasse“ sowie von kultureller Differenz zu fundieren.
Vor dem Hintergrund aktueller Debatten um die Rückgabe ethnologischer Objekte, aber auch angesichts postkolonialer Diskurse und kritischer Anthropologie stellen sich Fragen nach den Kontexten, der Zugänglichkeit, der (Re-)Organisation und der Wissensproduktion des Archivs und wie Dokumente und Objekte ethnografischer Sammlungen heute in Museen präsentiert werden können.
Künstlerische Positionen
Eine zweite Perspektive eröffnet eine Reihe künstlerischer Positionen, die sich kritisch mit den wissenschaftlichen Disziplinen Ethnologie und Anthropologie auseinandersetzen. Ethnologie und Anthropologie werden als Ausgangspunkt der Schaffung des Anderen in der Moderne gelesen.