maji maji: krieg?

Deutsche Koloniale Kriegsbeute in ethnologischen Museen

Das Deutsche Kaiserreich unterhielt ab 1884 mehrere Kolonien in Afrika, China und Ozeanien. Die größten davon jedoch in Afrika: Togo, Deutsch-Südwestafrika, Kamerun und Deutsch-Ostafrika. Die einhergehende politische Unterdrückung und wirtschaftliche Ausbeutung der lokalen Bevölkerung traf in mehreren Kolonien auf Gegenwehr und mündete schließlich in blutigen Auseinandersetzungen. So kam es 1904 zum Aufstand der Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika, der im ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts mündete und dem über 90.000 Menschen zum Opfer fielen.

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Im Juli 1905 folgte der sogenannte Maji-Maji Aufstand in Deutsch-Ostafrika. Dieser Aufstand resultierte aus der Einführung der Kopfsteuer, die die lokale Bevölkerung immer mehr in die Zwangsarbeit trieb und zur Umsiedlung ihrer Plantagengebiete zwang. 180.000 Menschen fielen dieser kriegerischen Auseinandersetzung zum Opfer, so dass sich die Bevölkerung um ein Drittel reduzierte. Im Vergleich dazu kamen auf deutscher Seite 15 Soldaten und 450 Askari – afrikanische Soldaten, die auf deutscher Seite kämpften – zu Tode.

Die Deutschen beschlagnahmten bei dieser Auseinandersetzung sogenannte „Kriegsbeute“. Diese galt als Staatseigentum und wurde zunächst an das Zentralmagazin in Daressalam geschickt. Das Königliche Museum für Völkerkunde in Berlin wurde von der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes darüber informiert.

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Daraufhin entsandte das Museum Karl Weule, den damaligen Direktor des Leipziger Museums für Völkerkunde, der sich aufgrund einer Forschungsreise in Deutsch-Ostafrika aufhielt, um die Kriegsbeute zu sichten. Weule wählte aus dem Konvolut 500 Pfeile, 1300 Speere, 100 Bögen sowie Trommeln und Munitionsgürtel, die er in sechs Kisten nach Berlin verschiffen lies. 1907 sicherte er auf Vermittlung der Kolonialabteilung auch für Leipzig ein Konvolut an Kriegsbeute. So sind die hier ausgestellten Speere, Bögen und das Schild Zeugnis der kurzen, aber intensiven Deutschen Kolonialherrschaft auf dem afrikanischen Kontinent.

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                                   taxoMania

Auch im Museum ist die Anwendung von Ordnungssystemen komplex und kontinuierlich im Wandel. Kein Ordnungssystem ist perfekt und stets historisch und kulturell verankert. Mit „TaxoMania“ ist eine surrealistische Wunderkammer entstanden, ein Universum von Objekten, die sich über- und unterordnen, gliedern, kategorisieren, sich mit kuriosen Bedeutungen und Werten aufladen, welche die Manie des Ordnens zeigen: TaxoMania! TaxoMania ist Wahnsinn, Erregung und übersteigerte Korrektheit hinter dem Gesetz der Ordnung. Eine auf die Spitze getriebene Wunderkammer des Jahres 2017, die klassische Ordnungsprinzipien surrealistisch interpretiert, fortsetzt und die Frage aufwirft, ob es ein Ende jeglicher Ordnung geben kann.

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benin-bronzen

Die hier gezeigten Objekte, sogenannte „Benin-Bronzen“, kommen aus dem ehemaligen Königreich Benin, dessen Gebiet heute in Nigeria liegt. Die Erinnerung an das Königreich, seine traditionellen Herrschaftsstrukturen und sein kulturelles Erbe spielen in Nigeria auf politischer und spiritueller Ebene auch heute noch eine wichtige Rolle.

Das Königreich wurde im Zeitraum 900 bis ca. 1170 gegründet und entwickelte sich im Laufe des 15. Jahrhunderts zu einem Großreich, dessen Zentrum im heutigen Benin-City lag. An der Spitze des politischen Systems stand der Oba. Er verkörperte die absolute Macht im Königreich. Seit 2016 hat der 39. Oba, Ewuara II N’Ogidigan, dieses Amt inne.

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Bereits im 15. Jahrhundert entwickelten sich Handelsbeziehungen nach Europa. Zum Ende des 19. Jahrhunderts kolonisierte das British Empire weite Gebiete rund um das Königreich, mit dem Ziel, die vollständige Kontrolle über den Handel und die Handelswege zu übernehmen. Die Auseinandersetzungen zwischen dem Empire und dem Königreich nahmen zu. 1897 wurde eine britische Abordnung von Benin-Kriegern überwältigt. Großbritannien sendete in der Folge eine Strafexpedition. Tausende Benin-Kämpfer wurden während der Kampfhandlungen von den waffentechnisch stark überlegenen britischen Truppen getötet. Am 18. Februar 1897 wurde der Königspalast eingenommen, geplündert und schließlich niedergebrannt. 3500 bis 4000 höfische Kunstwerke wurden von den britischen Truppen als Kriegsbeute nach Europa transportiert, der König wurde ins Exil verbannt und mehrere Chiefs zum Tode verurteilt. Der größte Teil der Kriegsbeute wurde für die Refinanzierung des Krieges in Londoner Auktionshäusern versteigert und gelangte so in europäische und amerikanische Museen.

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Nach Großbritannien befinden sich in keinem anderen Land so viele Benin-Bronzen wie in Deutschland. Allein das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig und das Museum für Völkerkunde Dresden bewahren mehr als 200 Objekte. In Nigeria selbst sind nur sehr wenige Benin-Bronzen verblieben. Restitutionsforderungen sind bislang erfolglos geblieben.

Die zwei sächsischen Museen in Dresden und Leipzig haben die Verantwortung, diese Geschichte zu erzählen und gemeinsam mit nigerianischen Forscher*innen und Institutionen einen Weg für einen neuen Umgang mit diesem schwierigen Erbe zu finden.

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das sammeln der minkisi kraftfiguren in der kolonialzeit

Wer und warum wurden diese Kraftfiguren gesammelt?

Die hier ausgestellten Minkisi sind von Carl Friedrich Wilhelm Robert Visser im 19. Jahrhunderts zusammengetragen worden. Visser wurde 1860 in Düsseldorf geboren und arbeitete von 1882–1904 für die niederländische Handelskompanie „Nieuwe Afrikaansche Handels Veenootschap“ an der Loango Küste (Zentralafrika) als Leiter einer Plantage für Kaffee, Kakao und Kautschuk. Durch seine berufliche Stellung war auch er an der systematischen Ausbeutung des Kongo beteiligt. Während seines mehr als 20jährigen Aufenthalts in Französisch-Kongo, Belgisch-Kongo und Portugiesisch-Kongo übersendete er insgesamt vier größere Sammlungen an ethnografischen Objekten nach Deutschland. Diese waren für die Völkerkunde Museen in Berlin, Leipzig und Stuttgart bestimmt.

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Auf Wunsch des ehemaligen Direktors des Leipziger Völkerkundemuseums – Karl Weule – vermachte Visser dem Museum insgesamt 177 figürliche Minkisi, von denen sich noch heute, nach Tauschgeschäften und Zerstörungen im zweiten Weltkrieg, 92 im Bestand des Museums befinden.

So stammt heute ein Großteil der Minkisi der europäischen Museen aus der Zeitperiode in der Europäer wie Portugiesen, Franzosen und Belgier damit begannen den Kongo unter sich aufzuteilen (1880–1920). Bei der Ausübung ihrer Vormachtstellung konfiszierten und zerstörten sie teilweise Objekte wie diese. Damit sollte die Kontrolle über die Bevölkerung gesichert werden, weswegen nach 1885 versucht wurde, die weitere Produktion und Nutzung der Minkisi zu verhindern. Die hier ausgestellten Minkisi gehören somit zum kulturellen Erbe der zentralafrikanischen Staaten.

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